Die Donau lesen

(Trans-)Nationale Narrative im 20. und 21. Jahrhundert

Forschungsprojekt Wien - Tübingen (DACH-Programm von FWF/DFG), Laufzeit: 2020-2023. Leitung: Christoph Leitgeb (IKT Institut für Kulturwissenschaft und Theatergeschichte, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien). Projektwebsite "Die Donau lesen"

Ziel des Projektes ist die kultur- und medienwissenschaftliche Analyse der identitätsbildenden Narrative über die Donau im 20. und 21. Jahrhundert. Gegenstand ist die Untersuchung von Bild- und Textmedien, in denen die Donau für bestimmte soziale Gemeinschaften Gestalt annimmt und zur Identifikationsfläche wird: literarische Texte, Fotografien und Filme. Diese werden sowohl auf ihre narrative Eigenlogik hin analysiert als auch – in einem zweiten Schritt – auf transmediale Zusammenhänge und transkulturelle Übersetzungen. Zwei Forschungsstätten arbeiten dabei eng zusammen: die Österreichische Akademie der Wissenschaften/Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte (Wien) und das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (Tübingen). Darüber hinaus kooperiert das Projekt mit renommierten Forschungsstellen anderer Donaustädte (Bratislava, Novi Sad und Bukarest).

Projektmitarbeit: Edit Kiraly, Branko Rankovic, Olivia Spiridon, Anton Holzer

Literatur:

Der montierte Fluss. Donaunarrative in Text, Film und Fotografie, Stuttgart 2023

 

Presse:

Bericht von Sonja Bettel über das Projekt in der Tageszeitung "Der Standard", 6.10.2021

Zwei Sendungen von Sonja Bettel über das Forschungsprojekt in Ö1: Dimensionen, 5.10.2021 (Teil 1) und Dimensionen, 6.10, 2021 (Teil 2)

 

 

Picture Stories

The Rise of the Photoessay in Weimar Germany

in: International Journal for History, Culture and Modernity, 6(1), 2018 (online zugänglich, open access)

The development of modern photojournalism has until now been identified almost exclusively with the achievements of individual protagonists, mainly prominent photographers. Although these individuals played an important role in the production process of photoreportage, they were rarely consulted regarding editorial questions and layout. In order to better understand the economic development of photoreportage and its growth as a medium, it is necessary to examine the editorial work being done behind the scenes at the magazines and newspapers of the time. This article will therefore focus more on the development of the media and economic macrostructures at play in the emergence and growth of photo-reportage, and less on individual photographers’ contributions and photojournalistic output. It ultimately shows that the consolidation of modern photo-reportage was the result of closely connected media-related and social developments, commercial strategies and aesthetic decisions that went far beyond the agency of individuals.

 

Demokratie in Bildern

Wien 1918/19: Gesellschaftspolitische Umbrüche in fotografischen Dokumenten

Anton Holzer

Forschungsprojekt, gefördert von der Stadt Wien/Kulturabteilung, Laufzeit: 2017-2018

Im Projekt wird das Epochenjahr 1918/19 aus foto- und mediengeschichtlicher Perspektive untersucht. Das Ende des Ersten Weltkrieges und der Übergang zur republikanischen Demokratie waren von großen gesellschaftlichen Erschütterungen begleitet. Ende 1918 begann eine umfassende Öffnung und Demokratisierung der Berichterstattung in den Medien, die auch Auswirkungen auf die Bildberichterstattung und die Zirkulation von Fotografien hatte. Nach 1918 wurden die Pressefotografen zu selbstverständlichen Begleitern der Parlamentssitzungen. Sie dokumentierten die ersten demokratischen Wahlkämpfe (etwa jenen für die Wahl der Konstituierenden Nationalversammlung am 16. Februar 1919 oder die Wiener Gemeinderatswahl am 4. Mai 1919), aber auch die zahlreichen Kundgebungen im öffentlichen Raum (etwa Antikriegstage, Maikundgebungen, Kundgebungen der Kriegsheimkehrer, der Invaliden, Studenten etc.). Und sie fotografierten die (heute kaum mehr bekannten) heftigen politischen Konfrontation zwischen kommunistischen Anhängern und der Polizei bzw. der Wiener Volkswehr im Frühjahr und Frühsommer 1919, die zu zahlreichen Toten und Verletzten führten. Am Beispiel des Mediums Fotografie werden die massiven Umwälzungen in der visuellen Öffentlichkeit analysiert und es wird gezeigt, wie und in welcher Weise der Übergang von der Monarchie zur Republik ein öffentlichkeitswirksamer, in Bildern festgehaltener und inszenierter Prozess war.

Robert Haas - Fotograf

Anton Holzer

Forschungsprojekt, unterstützt von der Dietrich W. Botstiber Foundation

Beginn: 2013, Abschluss: 2015

Das Forschungsprojekt beschäftigte sich mit dem fotografischen Werk des österreichisch-amerikanischen Fotografen Robert Haas (Wien 1898 – New York 1997).

Jahrzehntelang war über das umfangreiche fotografische Werk von Robert Haas, der in Wien und New York auch auch als Druckkünstler und Grafiker gearbeitet hat, wenig bekannt. Dabei war Haas zu seiner Zeit ein international überaus erfolgreicher und vielseitiger Fotojournalist. Zu seinen Arbeiten gehören berührende Sozial- und Alltagsstudien aus dem Wien der 1930er Jahre ebenso wie Industrie- und Theaterreportagen (u.a. von den Salzburger Festspielen), Porträts (u.a. von Albert Einstein, Arturo Toscanini oder Oskar Kokoschka), Werbe- und Sachaufnahmen sowie faszinierende Alltags-, Stadt- und Reisebilder, die in den 1930er Jahren in Österreich und in den 1940er und 50er Jahren in den USA entstanden.

Das Wien Museum hat 20015 den umfangreichen Fotonachlass Robert Haas erworben und widmete ihm vom 24. November 2016 bis 26. Februar 2017 die erste große Foto-Retrospektive weltweit. Gezeigt wurden zahlreiche noch nie ausgestellte und publizierte Vintage Prints. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache.

Publikation:

Anton Holzer, Frauke Kreutler (Hg.): Robert Haas. Der Blick auf zwei Welten, Ausstellungskatalog Wien Museum, Berlin: Hatje Cantz, 2016

 

 

Bilder als Nachrichten und Sensationen

Geschichte der Pressefotografie 1890-1938

Anton Holzer

FWF-Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien.

Förderung durch den Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung (FWF).
Beginn: Mai 2008, Abschluss: Juni 2012

 

Das Forschungsprojekt beschäftigte sich mit der Entwicklung der Pressefotografie und der illustrierten Presse in Österreich zwischen 1890 und 1938. Im Zentrum der Untersuchung stehen Fotografien und Bildreportagen, die in österreichischen Wochenzeitungen erschienen sind.

Im ersten Teil des des Projektes wurden Basisdaten zur österreichischen Pressefotografie und Bildpresse erhoben. Dazu gehören biografische Informationen zu einzelnen Fotografen, Fotoagenturen und Fotoredakteuren, aber auch eine genaue Erfassung der illustrierten Printmedien und ihrer Entwicklung. Der zweite Teil  untersuchte in Form von ausgewählten Bild-Text-Analysen die Struktur, die "Rhetorik" und die Entwicklungsgeschichte der populären Bildpresse zwischen 1890 und 1938. Der dritte Abschnitt ging am Beispiel der Drehscheibe Budapest - Prag - Wien - Berlin den frühen Tendenzen zur Internationalisierung der Pressefotografie und den kulturellen Austauschprozesse zwischen Österreich/Ungarn und Deutschland nach.

Publikation:

Anton Holzer: Rasende Reporter. Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus, Darmstadt, Primus Verlag, 2014.

Hinrichtung C. Battistis, Trient, 12. Juli 1916

Das Lächeln der Henker

Der unbekannte Krieg gegen die Zivilbevölkerung.

Schaulust und Gewalt in der Kriegsfotografie

Anton Holzer

Beginn des Forschungsprojekts: 2005/06 während eins Research-Fellowships am IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Wien; Fortsetzung und Abschluss: 2006/2007 im Zuge eines IFK-Auslandsstipendiums am ZfL Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin

Das Forschungsprojekt beschäftigte sich mit  Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg. Im Mittelpunkt der Analyse standen Bilddokumente, die den Krieg gegen die Zivilbevölkerung in Ost- und Südosteuropa zeigen. Die bisher nicht oder kaum bekannten Fotografien - viele zeigen Hinrichtungen von Zivilisten - wurden von Soldaten und Offizieren aufgenommen, verwahrt und oft auch getauscht. Sie sind nach dem Krieg aus der Öffentlichkeit verschwunden. Im Zuge der Forschungen wurden derartige Bilder in zahlreichen Archiven Ost- und Südosteuropas, aber auch in Privatsammlungen ausfindig gamacht. Die ergänzenden Recherchen ergaben, dass diese in Bildern gezeigten Gewalttaten keineswegs nur auf die Exzesse Einzelner zurückzuführen war. Die Übergriffe waren systematisch geplant und offiziell angeordnet.

Publikation:

Anton Holzer: Das Lächeln der Henker. Der unbekannte Krieg gegen die Zivilbevölkerung 1914-1918, Darmstadt, Primus Verlag, 2008 (2. Aufl. 2014).


Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien

Bild und Propaganda

Kriegsfotografie im Ersten Weltkrieg

Anton Holzer

Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien.
Das Projekt und die abschließende Publiktion wurden vom vom österreichischen Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung (FWF) gefördert.
Laufzeit: März 2002 bis Mai 2005

Publikation:

Anton Holzer: Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg, Primus Verlag, Darmstadt, 3. Aufl. 2012.

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Fotobuchpreis

Das Forschungsprojekt hatte zum Ziel, einen umfangreichen, bisher wenig bekannten und noch nicht wissenschaftlich untersuchten Fotobestand aus dem Ersten Weltkrieg mit den Mitteln der Fotografiegeschichte zu analysieren. Die Sammlung von über 33.000 Kriegsfotografien (Original-Glasplattennegative und zeitgenössische Silbergelatineabzüge) wird im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (Wien) aufbewahrt. Die Bilder wurden während des Krieges von offiziellen österreichischen und ungarischen Kriegsfotografen aufgenommen, vom k.u.k. Kriegspressequartier (KPQ) zusammengetragen und propagandistisch verwertet. 

Der praktisch vollständig erhaltene Bildbestand der k.u.k. Propagandaabteilung gehört  zweifellos zu den europaweit wichtigsten erhaltenen Originalbildquellen zur Geschichte des Ersten Weltkriegs, vor allem zu den Kriegsschauplätzen in Ost- und Südosteuropa. Die Aufnahmen stammen aus sämtlichen Kriegsgebieten der Monarchie, vom russischen, serbischen, montenegrinischen, albanischen, rumänischen, bulgarischen, italienischen und türkischen Kriegsschauplatz. Sie stellen zunächst einzigartige Quellen zur europäischen Kriegsgeschichte da. Entlang der Bilder lassen sich wichtige, bisher noch zuwenig beleuchtete Aspekte des Krieges im Osten und Südosten Europas rekonstruieren. Die Fotografen zeichneten nicht nur auf, was sie an der Front sahen, sondern auch, wass im Hinterland geschah. Die Fotos zeigen Episoden von Flucht und Vertreibung, sie zeigen den Umgang mit den Kriegsgefangenen, die Lage der Zivilbevölkerung in den eroberten Gebieten, aber auch die gewaltige Logistik und die  Technik des modernen Krieges.

Zum propagandistischen Einsatz kamen die Bilder nicht vor Ort, sondern in den Zentren der kriegführenden Staaten im Westen. Am Beispiel dieser Bilder lässt sich das komplexe Räderwerk des ersten modernen Medienkrieges veranschaulichen. In seinen Grundzügen wurde dieser Krieg in Wien ähnlich geführt wie in Berlin, Paris und London. Daher lassen sich, bei allen nationalen Besonderheiten, viele der Erkenntnisse zum Medienkrieg der k.u.k. Monarchie auch auf die anderen Kriegsparteien übertragen.

Die Bedeutung dieses Fotomaterials reicht aber über die reine Kriegsgeschichte hinaus: Die Bilder halten - oft unbeabsichtigt und gewissermaßen nebenbei - Ereignisse, Menschen, Orte und Gegenden in einer tiefgreifenen politischen und gesellschaftlichen Umbruchsituation fest. Bis vor dem Ersten Weltkrieg stand der Osten und Südosten Europas unter dem unmittelbaren oder mittelbaren Einfluss der europäischen Großmächte (Deutsches Reiche, Habsburger Monarchie, Osmanisches Reich, Russisches Reich). Nach dem Ende des Krieges traten eine ganze Reihe neuer Staaten an die Stelle der zerfallenen Monarchien. Innerhalb weniger Jahre hatte sich die politische und gesellschaftliche Landkarte im Osten und Südosten Europas grundlegend geändert. Die Fotos aus der Kriegszeit halten also auch Szenen am Vorabend eines gewaltigen Zusammenbruchs fest. Sie sind Bilddokumente einer historischen Bruchstelle, aus der ein anderes als das alte Europa hervorgehen sollte.